Projekt Thora-Nische 3.0
Am 20. Oktober 2021 fand die feierliche Schlüsselübergabe der früheren Synagoge Hochberg von der Evangelisch-methodistischen Gemeinde an Beth Shalom e.V. statt. Im Rahmen der Feier wurde auch ein Bild des Marbacher Künstlers Frank Lukas enthüllt, das nun in der ehemaligen Thora-Nische hängt.
Von 1828 bis 1914 war das Gebäude Synagoge und ausgerichtet auf die Thora-Nische, in der sich die Schriftrollen der jüdischen Gemeinde Hochberg befanden. Als die Methodisten 1914 das Gebäude übernahmen und es als Gemeindesaal nutzten, beauftragten sie einen vermutlich Waiblinger Künstler namens „W. Schneider“, ein Kruzifixgemälde in der nun leeren Thora-Nische anzubringen. Mit dem erneuten Besitzerwechsel 2021 an Beth Shalom kam die Idee auf, mit einem Projekt „Thora-Nische 3.0“ an gleicher Stelle die neue Nutzung des Gebäudes im Rahmen eines pluralen Kulturraumes zum Ausdruck zu bringen. Auslöser für die Idee war die „KulturRegion Stuttgart e.V.“, die im März die Crowdfunding-Kampagne „Kulturimpuls Region Stuttgart“, gefördert vom Verband Region Stuttgart startete. Mit der Aktion auf der Crowdfunding-Plattform Startnext wurden Künstler aus der Region Stuttgart dabei unterstützt, Gelder für innovative Kulturprojekte einzuwerben und ihre Vorhaben auch zur Corona-Zeit bekannt zu machen. Für jeden eingesammelten Euro, den die bewilligten Projekte von Unterstützern erhielten, gab die KulturRegion einen Euro aus dem Fördertopf bis maximal 2.000 € dazu. Die Initiatoren von Beth Shalom gingen daher auf den Marbacher Künstler Frank Lukas (www.frank-lukas.net) zu, beantragten bei der Kulturregion erfolgreich die Aufnahme des Projekts in die Kampagne Kulturimpuls und starteten das Crowdfunding. Es fanden sich 28 Unterstützerinnen und Unterstützer und so konnte die maximale Kofinanzierung durch die KulturRegion abgerufen werden. Herzlichen Dank an die KulturRegion und die Spenderinnen und Spender!
Seit dem 20. Oktober hängt das Bild nun in der Thora-Nische und kann jederzeit auch an die Südwand des Raumes umgehängt werden, wenn das Kruzifixgemälde zu einem Anlass wieder zur Geltung kommen soll. Frank Lukas weigerte sich als guter Künstler bei der Schlüsselübergabe, sein eigenes Bild zu interpretieren, gab aber ein paar Hinweise: Sehr verschieden gestaltete Personen stehen in einem kommunikativen Kreis. Es finden sich Anspielungen auf die Friedensvision in Jesaja 11 („Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen …“). Das Bild lädt zum Betrachten und Entdecken ein.
Beim Stadtarchiv Waiblingen haben wir zum Künstler „W. Schneider“ nachgefragt, der in der ersten Hälfte des 20. Jh. das Kruzifixgemälde in der ehemaligen Synagoge geschaffen hat. Dort ist man aber bisher nicht fündig geworden. Kann jemand etwas zu diesem Maler beitragen?