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Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Synagoge

Synagogenfenster

Synagogenfenster

Logo von Beth Shalom: Das Rundbogenfenster der ehemaligen Synagoge

Beth Shalom hat seit Januar 2022 ein Logo: Der Vorstand hat sich für das Rundbogenfenster über der Thora-Nische der ehemaligen Synagoge als Motiv entschieden. Unser Beiratsmitglied Melike Çevik hat die stilisierte Darstellung des Fensters gestaltet. Ganz herzlichen Dank dafür.
Insbesondere wer nachts entlang der Hauptstraße geht oder fährt, sieht das Rundbogenfenster mit seinem wunderschönen farbigen Glas leuchten. Es wird von Innen durch eine LED mit Zeituhr angestrahlt. Das Fenster schafft Atmosphäre im ehemaligen Gottesdienstraum und soll durch die Beleuchtung auch nach außen in die Stadt wirken.
Über der Thora-Nische einer Synagoge befindet sich normalerweise ein kreisrundes Fenster, der Okulus. Seit dem Mittelalter ist so ein Fenster ein typisches Erkennungszeichen einer Synagoge. Diese Bautradition bezieht sich auf die bekannte biblische Geschichte „Daniel in der Löwengrube“ (Dan 6,11). Demnach wurde Daniel einst in Babylon beobachtet, wie er in seinem Haus „bei offenem Fenster nach Jerusalem“ dreimal täglich betete und seinem Gott dankte. Er wurde beim Perserkönig Darius dafür denunziert und in die Löwengrube geworfen, was er aber schadlos überlebte. Nach dieser Geschichte steht dieses Richtung Jerusalem ausgerichtete Fenster für die enge Verbindung der in der Ferne lebenden Juden mit Jerusalem. Das Licht Jerusalems soll in das Gebäude fallen. Mit Bezug auf das Buch Daniel heißt es im babylonischen Talmud ausdrücklich: „Man bete stets in einem Raume, wo Fenster sind, denn es heißt, die Fenster in seinem Zimmer waren nach Jerusalem geöffnet.“ Rabbiner empfahlen, vor Beginn des Hauptgebetes im Synagogengottesdienst die Augen zum Fenster zu heben, während des Gebetes aber zu Boden zu blicken. Dan 6,11 gilt auch als ältester Beleg für das dreimal tägliche Beten Richtung Jerusalem im Judentum. Daher ist es nachvollziehbar, dass der Text für die spätere Synagogengestaltung eine große Rolle spielte.

In Hochberg ist das Fenster als großer Rundbogen 1828 sehr außergewöhnlich gestaltet worden. Dass das Fenster über der Thora-Nische als einziges der Synagogenfenster durch vielfarbiges Glas mit schönen Mustern herausgehoben wurde, ist allerdings typisch. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes hat das große Rundbogenfenster ein kleines Gegenstück über dem Eingang der ehemaligen Synagoge. Auch diese Symmetrie findet man sehr häufig. Der Sohar, die bedeutendste Schrift der jüdischen Kabbala aus dem 13. Jahrhundert, empfiehlt für Synagogen 12 Fenster gemäß der Stämme Israels (je Seite drei) und die Einteilung der Fenster in 50 kleine Stücke durch Sprossen. Das wurde aber häufig nicht umgesetzt. So auch in Hochberg: Das Rundbogenfenster besteht aus 30 Teilen (von Innen nach Außen: 1 / 7 / 7 / 15 Teile). Die Synagoge hatte ursprünglich 14 Fenster (heute 15 durch ein auf der Rückseite angebrachtes kleines Fenster der später eingebauten Toilette). Allerdings erkennt man den ursprünglichen Gedanken der 12 Fenster deutlich: Straßenseite, Rückseite und Ostseite haben je drei Fenster. Nur die Fassadenseite im Westen hat fünf Fenster, wobei die zwei linken und die zwei rechten Fenster genau übereinander angebracht sind und sich so auch hier eine Dreiteilung der Fassade ergibt.

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