Scroll Top
Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Judentum

Ein weiterer Grabstein auf dem jüdischen Friedhof

Ein weiterer Grabstein auf dem jüdischen Friedhof

2003 hat die evangelische Theologin und Judaistin Ulrike Sill eine Dokumentation der Grabsteine des jüdischen Friedhofs in Hochberg veröffentlicht. Von 1992 bis 1998 hatte sie an dieser grundlegenden Dokumentation gearbeitet und 241 Inschriften auf 245 nachgewiesenen Grabsteinen gesichert und übersetzt. 208 Grabsteine tragen eine hebräische Inschrift.
Vor ein paar Jahren musste der Remsecker Bauhof im nordöstlichen Eck des Friedhofs die Umfassungsmauer ausbessern. Hierzu musste im Inneren des Friedhofsareals Gebüsch gerodet werden. Bei dieser Gelegenheit kamen die Grundmauern des Waschhäuschens (Taharahäuschen) zutage. Die Bestattungsgesellschaft der jüdischen Gemeinde führte hier die rituelle Waschung des Toten vor der Beerdigung durch. An der Mauer neben den Resten des Taharahäuschens lehnte das Fragment eines Grabsteins, der in der Dokumentation von Ulrike Sill fehlt, da dieser Teil des Friedhofs in den 90er Jahren von Gestrüpp völlig überwuchert war. Es handelt sich um die untere Hälfte eines Grabsteins. Drei Zeilen einer Inschrift sind noch erkennbar. Leider ließ sich die erste Zeile bisher nicht entziffern. Die zweite Zeile lautet in Übersetzung „… frage ihre eingebundene Seele“. Die dritte Zeile besteht aus einer Buchstabenabkürzung, mit der Inschriften auf jüdischen Grabsteinen immer abgeschlossen werden: Der Schlusssegen auf einem Grabstein lautet nach 1. Sam 25,29: „Seine/Ihre Seele möge eingebunden sein in das Bündel des Lebens“. Gerade der obere Teil des Grabsteins, der üblicherweise den Namen und das Sterbedatum des Toten enthält, fehlt leider. So kann das Fragment bisher niemandem zugeordnet werden.

Unklar ist auch, warum dieser Stein abseits der übrigen Gräber steht. 1945 waren Grabsteine, die in der NS-Zeit den Neckarhang hinuntergestürzt worden waren, wieder auf den Friedhof gebracht und aufgestellt worden. Wurde dieses Fragment eventuell erst später am Neckarhang gefunden und nachträglich am heutigen Ort abgestellt? Wer etwas hierzu weiß, melde sich bitte bei Beth Shalom. Vielen Dank an Nathan Goldman, den Kantor der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Württemberg, Stuttgart für die Übersetzungshilfe.

Verwandte Beiträge