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Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Judentum

Samuel Dreifus aus Hochberg

Samuel Dreifus aus Hochberg

 

Ein im 19. Jh. berühmter Sohn der Hochberger jüdischen Gemeinde war Samuel Dreifus. Er wurde 1804 in der Hauptstr. 10 geboren. Das ehemalige Pfarrhaus hatte sein Vater Gabriel Dreifus, Vorsteher der jüdischen Gemeinde von 1799-1805, 1801 gekauft (zur hebräischen Inschrift am Hoftor hier mehr). Nur das erste Lebensjahr verbrachte Samuel Dreifus in Hochberg. Der Vater erhielt 1805 den Hofschutz von Kurfürst Friedrich und zog mit seiner Familie nach Stuttgart um. Das Haus in der Hauptstr. 10 blieb aber noch bis 1829 in Besitz der Familie Dreifus.
1819 wurde das Universitätsstudium im Königreich Württemberg für Juden freigegeben. Samuel Dreifuß war nach dieser Genehmigung 1821 der erste reguläre jüdische Student an der Universität Tübingen mit den Fächern Medizin und Chirurgie. „Regulär“ deshalb, weil mit Sondergenehmigung König Friedrichs Samuel Marum Mayer aus Freudental schon seit 1815 Jura studierte.
Samuel Dreifus heiratete Henriette Benedict, die Tochter des Bankiers Moses Benedict und Erbin des Bankhauses. Die Familie Benedict war eine der angesehensten jüdischen Familien in Stuttgart. Dr. Samuel Dreifus war dadurch der erste praktizierende jüdische Arzt in Stuttgart und gleichzeitig Chef des Bankhauses Benedict. 1831 bis 1853 war er Vorstand des „Vereins zur Versorgung armer israelitischer Waisen und verwahrloster Kinder“, der 1842 die Waisenanstalt Wilhelmspflege in Esslingen eröffnete. Die Wilhelmspflege entwickelte sich zur größten jüdischen Stiftung in Süddeutschland und bestand bis 1939.
1828 wurde in Württemberg nach dem Vorbild des Evangelischen Oberkirchenrats als einheitliche Landesorganisation der jüdischen Gemeinden auch ein „Israelitischer Oberkirchenrat“ geschaffen. Von 1838 bis 1853 war Samuel Dreyfus Mitglied des Gremiums und führte den Titel „Israelitischer Oberkirchenvorsteher“. Er starb am 2. März 1853. Seine Frau Henriette lebte noch bis 1882 in Stuttgart. Auf dem jüdischen Teil des Hoppenlau-Friedhofs in Stuttgart befindet sich das große Doppelgrabmal von Henriette und Samuel aus Sandstein mit Marmoreinlagen.

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