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Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Judentum

Hauptstraße 13: Ein Haus mit Geschichte

Hauptstraße 13: Ein Haus mit Geschichte

Vom 29. September bis 6. Oktober wird dieses Jahr das jüdische Laubhüttenfest Sukkot gefeiert. In Erinnerung an die Wüstenwanderung feiern jüdische Familien eine Woche unter freiem Himmel in einer selbstgebauten Hütte (Sukka). Diese wird im eigenen Garten oder auf dem Balkon aufgebaut. Gab es hierfür keinen Platz, bildete sich in Süddeutschland die Idee heraus, die Sukka auf dem Dachboden aufzubauen und Dachziegel zu entfernen, um den freien Himmel zu sehen. Mit der Zeit verfeinerte sich diese Idee zu so genannten „Sukka-Giebeln“: Auf der Traufseite des Hauses wurde ein Zwerchgiebelhaus errichtet, dessen Dach mit Seilzügen aufgeklappt und bei Regen wieder verschlossen werden konnte. Ein solcher Zwerchgiebel findet sich in Hochberg nur am Haus Hauptstraße 13. Das Haus steht giebelständig und besitzt auf der Traufseite einen solchen Vorbau. Ob sich noch Reste einer Dachöffnungskonstruktion nachweisen lassen?

Die Nummer 13 war das erste Haus, das in der damaligen Vorderen Gasse (heute Hauptstraße) von einem Juden erworben wurde. 1777 kaufte Abraham Gideon, der Gemeindegründer, das Haus. 1796 ging es an dessen Sohn Seligmann Gideon über. 1834 kaufte Salomon Rescher, ein Schwager von Abraham Herz, das Haus. Er brach es ab und errichtete das heute noch zu sehende Gebäude. Nachkommen Salomon Reschers leben heute noch in den USA. Der Ururururenkel von Salomon Rescher ist der in den USA bekannte Philosoph Nicholas Rescher (geb. 1928), der in über 100 Büchern zu Wissenschaftstheorie und Logik Stellung genommen hat. 1873 übernahm Isaak Rescher das Haus von seinem Vater. Er heiratete 1878 die evangelische Katharina Hemminger aus Poppenweiler – die erste Mischehe in Hochberg. 1894 verkaufte Isaak Rescher das Haus an den Hochberger Schmied Karl Lächele und verzog nach Waiblingen. Damit endete die Nutzung durch die jüdischen Familien Gideon und Rescher.
Das Haus mit Geschichte sieht heute schwer angeschlagen aus. Seine Tage scheinen gezählt zu sein.

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