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Hauptstraße 37, 71686 Remseck
JUDENTUM

Julius Neuburger

Bild: Arolsen Archives
Julius Neuburger

Jedes Jahr am 9. November gedenkt Beth Shalom in der ehemaligen Hochberger Synagoge der NS-Verfolgten aus Hochberg. Jüdinnen und Juden, die in Hochberg geboren wurden oder zeitweise in Hochberg gelebt haben:

Julius Neuburger
Julius Neuburger war der Sohn von Sigmund und Adelheid Neuburger geb. Kusiel und damit der Neffe von Salomon Kusiel, dem Ehemann von Fanny Kusiel. Er wurde am 3. Juli 1888 in der Hauptstr. 21 in Hochberg geboren. Sigmund Neuburger, der Vater, war zunächst Pferdehändler in Hochberg, dann Kaufmann in Ludwigsburg und verstarb 1900. Sein Grabstein ist auf dem jüdischen Friedhof in Hochberg vorhanden. Seine Frau Adelheid verstarb 1927 in Schorndorf. Ihr Grab befindet sich auf dem neuen jüdischen Friedhof in Ludwigsburg. Sohn Julius zog mit seinen Eltern zunächst als Kind nach Ludwigsburg um, seit 1907 lebte er in Köln als Kaufmann. Vom 15. November bis vermutlich 5. Dezember 1938 war er drei Wochen im Konzentrationslager Dachau interniert. Im „Zugangsbuch Dachau“ ist er wahrscheinlich unter der Häftlingsnummer „19676“ geführt (Es lassen sich vier ungefähr gleichalte verfolgte Juden namens Julius Neuburger in dieser Zeit nachweisen, zwei waren 1938 in Dachau interniert). 

Unmittelbar nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden fast 30.000 Juden festgenommen und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen eingeliefert. Die Kölner Gestapo nutzte den Zellenbau in der Arbeitsanstalt Köln-Brauweiler als Sammellager für die Verhafteten aus dem Regierungsbezirk Köln. Wahrscheinlich am 10. November wurde Julius Neuburger in Köln verhaftet, in Brauweiler inhaftiert und am 15. November 1938 mit einem Häftlingsbahntransport von 307 Juden nach Dachau deportiert. Die Haftdauer im KZ Dachau betrug in der Regel wenige Wochen und diente der Einschüchterung. Wer gültige Auswanderungspapiere nachweisen konnte, wurde entlassen. Für die deutschen Juden waren die ersten KZ-Erfahrungen in Dachau und die vorausgegangenen Gewaltexzesse in der Reichspogromnacht ein Schock. Das NS-Regime wollte sie dadurch zur Flucht ins Ausland zwingen und sich zugleich ihr zurückgelassenes Vermögen aneignen. Julius Neuburger wanderte nicht aus, sondern wohnte nach seiner Entlassung weiterhin in Köln. Von Köln aus wurde er am 7. Dezember 1941 ins Ghetto Riga nach Lettland deportiert. In der Deportiertenliste ist unter derselben Wohnadresse „Venloerstr. 46, Köln“ auch Margret Neuburger aufgeführt. Es handelt sich um seine  am 12.11.1890 als Margret Koopmann in Gelsenkirchen geborene Frau. Das Paar hatte am 5. Januar 1920 in Köln geheiratet. Von Riga wurden Julius und Margret am 4. August 1944 ins KZ Stutthof bei Danzig verbracht. Dort ist der Tod von Julius 56jährig am 16. November 1944 und der von Margret 54jährig am 31. Dezember 1944 dokumentiert.

Möge ihre Erinnerung ein Segen sein!

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