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Judentum

Neues aus der Frühzeit des Hochdorfer Kinderheims

Neues aus der Frühzeit des Hochdorfer Kinderheims

Zum Jahreswechsel hatten wir über die Frühzeit des Hochdorfer Kinderheims (heute Evangelische Jugendhilfe Hochdorf) berichtet: Die LKZ hatte am 9.4.1952 über ein „Heim für Besatzungskinder“ in Hochberg (!) berichtet, das von amerikanischen Soldaten aus Ludwigsburg unterstützt werde. Es stellte sich durch Leserreaktionen schnell heraus, dass hier eine Verwechslung von Hochberg und Hochdorf in der LKZ von 1952 vorlag. Es ging um das vom Hochdorfer Pfarrer Wilhelm Schilpp gegründete Kinderheim. Der LKZ-Artikel bietet interessante Informationen über die Frühzeit des Heimes, denn 2017 hat die Evangelische Jugendhilfe eine Dokumentation über die Geschichte des Heimes veröffentlicht und festgestellt, dass es über die Zeit vor 1955 so gut wie keine Informationen gibt. Erst mit der Gründung des heutigen Trägervereins 1955 kam es zu einer geordneten Aktenführung. Der Dokumentation von Bastian Loibl kann man entnehmen, dass das Kinderheim 1944 von Wilhelm Schilpp gegründet wurde.
Nun hat Christa Lieb aus Ludwigsburg bei ihren Recherchen in alten LKZ-Ausgaben einen weiteren Artikel zum Kinderheim gefunden: Am 9.8.1952 erschien ein Artikel „Dem Hochdorfer (!) Kinderheim wurde geholfen. Soldaten spenden Dollars …“. Bezuggenommen wird auf die im April-Artikel beschriebenen Renovierungsmaßnahmen durch die Amerikaner im Heim. Damit ist endgültig belegt, dass im ersten Artikel Hochdorf und Hochberg verwechselt wurden. Anlass des zweiten Artikels ist der vorläufige Abschluss der Renovierungsmaßnahmen nach acht Monaten. Die Soldaten hätten insgesamt 1.700 Dollar (7.140 DM) gestiftet. Pfarrer Schilpp bedankt sich bei ihnen, denn die bisherigen „primitiven sanitären Verhältnisse“ hätten schon zu einer „Schließungsandrohung“ des Heims geführt. Um die hohen Kosten zu stemmen, hätten sich die US-Soldaten auch an ihre Familien zu Hause gewandt und um Spenden gebeten. Es kamen offensichtlich nicht nur Geldspenden, sondern auch Pakete mit Spielzeug und Kleidern, so dass 1951 eine erste „Weihnachtsfeier im Heim“ mit den Soldaten gefeiert werden konnte. Hieraus wurde dann eine jährliche Tradition.
Pfarrer Schilpp berichtet im Artikel rückblickend über das Heim. Er habe „im Jahr 1924 mit einem einzigen Haus begonnen“. Wenn diese Angabe stimmt, dann ist die Evangelische Jugendhilfe Hochdorf 20 Jahre älter als bisher angenommen. In der Dokumentation von Bastian Loibl wird vom Gründungsjahr 1944 ausgegangen. Nach der Verwechslung von Hochberg und Hochdorf im April-Artikel der LKZ ist natürlich nicht auszuschließen, dass vier Monate später „1944“ und 1924“ verwechselt wurden. Interessant ist aber, dass die LKZ über Schilpp ausführt, „seine Lebensaufgabe (sei) gewesen (…), bedürftigen Kindern zu helfen“. Dass im Kinderheim-Artikel vom August 1952 so rückblickend über Schilpp geschrieben wird, liegt daran, dass der Pfarrer Ende Juli 1952 in den Ruhestand ging. Hierüber berichtete die LKZ am 22.7.1952 (auch ein Fund von Christa Lieb): Der Pfarrer sei nach 32 Jahren auf der Pfarrstelle in Hochdorf und 18 Jahren auf der in Hochberg verabschiedet worden. Wilhelm Schilpp trat seine Stelle in Hochdorf also 1920 an. Wenn das Heim seine „Lebensaufgabe“ war, passt eine Gründung 1924 natürlich besser als 1944. Es gibt also noch Klärungsbedarf zur Frühgeschichte des Hochdorfer Kinderheims.
Wilhelm Schilpp hat sich mit seiner Pensionierung übrigens nicht aus der Heimleitung zurückgezogen: „Aber noch wartet trotz der Zurruhesetzung eine große Aufgabe auf ihn und sein Lebenswerk, das Kinderheim, braucht seine Kraft“ (LKZ 22.7.1952).

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