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Judentum

Renovierung der Außenfassade der ehemaligen Synagoge in Hochberg

Renovierung der Außenfassade der ehemaligen Synagoge in Hochberg

Die Sparkassenstiftung konnte als Förderer gewonnen werden, ein Remsecker Stuckateur ist beauftragt, das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart war zur Besichtigung vor Ort, die Schadensdokumentation ist erstellt und bei der unteren Denkmalschutzbehörde in Remseck eingereicht – demnächst kann es also losgehen mit der Ausbesserung der Fassade der ehemaligen Synagoge. Neben zahlreichen kleinen Schäden geht es vor allem um die Eingangsseite im Westen. Üblicherweise gab es dort eine hebräische Portalinschrift und häufig einen Chuppa-Stein (Hochzeitsstein) mit Inschriften. Wir sind gespannt, ob sich etwas derartiges unter dem Putz finden lässt, der nach dem Übergang an die methodistische Kirche nach 1914 aufgetragen wurde.

Bis 1828, dem Erbauungsjahr der Synagoge, gehörte die jüdische Gemeinde Hochberg zum Rabbinat Freudental. Deshalb macht es Sinn, sich insbesondere die Eingangssituation an der ehemaligen Synagoge in Freudental genauer anzuschauen. Die 1770 erbaute Freudentaler Synagoge wird in vielem Vorbild gewesen sein: Der Chuppa-Stein befindet sich dort links oben neben der Eingangstür. In orthodoxen Gemeinden sind Männer und Frauen in der Synagoge räumlich getrennt. Deshalb wurde in vielen Gemeinden die Hochzeit unter dem Hochzeitsbaldachin (Chuppa) vor die Synagoge ins Freie verlegt, weil sich dort Mann und Frau sowie die Familienmitglieder problemlos begegnen konnten. Außerdem wurde die Hochzeit im Freien mit Gottes Versprechen an Abraham begründet, „dass ich dein Geschlecht segnen und mehren (werde) wie die Sterne am Himmel“ (1. Mose 22,17). Der Chuppa-Stein markiert den Aufstellungsort des Baldachins und ist mit einer Lilie sowie Glücks- und Segenswünschen gestaltet.

Eine Inschrift über der Synagogentür ist ebenfalls üblich. In Freudental findet sie sich abweichend vom Normalfall nicht auf der Außenfassade, sondern über der Tür vom Vorraum zum Betsaal. Es handelt sich um ein Zitat aus Psalm 118 in der Mitte: „Dies ist das Tor zum Herrn, nur Gerechte treten hier ein“. Rechts und links sind hebräische Buchstaben angegeben, die hier Zahlenwerten entsprechen und das Baujahr 1770 angeben. In Hochberg ist eine solche Inschrift auf der Außenfassade zu erwarten.

Erst vor kurzem wurde erkannt, dass sich auf ca 1,60 m Höhe links und rechts vom Eingang auf der Außenfassade in Freudental auch hebräische Buchstaben finden. Mehrere Schichten Farbe hatten sie über die Jahrzehnte gut versteckt. Die Deutung ist schwierig. Einiges spricht dafür, dass es sich um einen kabbalistischen Segen handelt, d.h. die Buchstaben stehen hier für Zahlenwerte. Der damalige Freudentaler Rabbiner Joseph Mayer Schnaittacher (Rabbiner 1821-1834) war ein bekannter Kabbalist und Experte für Zahlenmystik.

Wir sind gespannt, ob sich Ähnliches auch in Hochberg finden lässt. Bei niedrigem Sonnenstand hat man manchmal den Eindruck, dass hebräische Buchstaben über der Tür in Hochberg an der Westfassade durchscheinen.

Fotos: Ehemalige Synagoge Freudental: Eingangstür außen und Betsaal.

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