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Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Judentum

Die Hochberger Schildwirtschaft Zur Rose

Die Hochberger Schildwirtschaft Zur Rose

Noch heute besteht die Konzession für die Hochberger Schildwirtschaft „Zur Rose“ in der Hauptstr. 16. Neben dem Adler war die Rose im 19. Jahrhundert die zweite Schildwirtschaft am Ort. Eine Schildwirtschaft hatte das Recht und die Pflicht, Gäste zu bewirten und zu beherbergen. Die Konzession wurde von der Obrigkeit vergeben und war begehrt. Es gab viel mehr Gastwirtschaften in Hochberg, aber eben ohne Schild, d.h. hier konnte nur gegessen und getrunken, aber nicht übernachtet werden.
Die Wurzeln der Rose liegen in der Hauptstr. 32. Dort hatte der Hochberger Schutzjude Nathan Jakob Hausmann seit 1806 eine Gastwirtschaft betrieben, für die er am 3. Juli 1828 durch königlichen Erlass die Schildgerechtigkeit erhielt und nun seinen Betrieb „Zur Rose“ nannte. Die üblichen Bezeichnungen für Schildwirtschaften (Adler, Ochse, Löwen usw.) basieren auf den Evangelistensymbolen und anderen christlichen Bildern. Als Jude wählte der Wirt einen Namen, der nicht mit christlichen Assoziationen verbunden war. Schon Anfang 1829 starb Nathan Jakob Hausmann und seine Witwe Babette heiratete im Oktober 1830 den Schutzjuden Abraham Seligmann, der in der Hauptstr. 16 eine Gastwirtschaft betrieb. Die Schildgerechtigkeit „Zur Rose“ ging nun auf diesen Betrieb über.
Das Haus in der Hauptstr. 16 sticht aus der Umgebung heraus, da es bis 1801 trauf- und nicht giebelständig errichtet wurde und ein Mansarddach hat. Auch dieses Gebäude hatte ein Schutzjude errichtet: Salomon Jakob Rescher, der es 1820 an Abraham Seligmann verkauft hatte. Auch Abraham Seligmann war nur wenige Jahre Rosenwirt, er starb 1836. Sein Sohn Benedikt Seligmann führte die Schildwirtschaft bis 1869 fort. Er verkaufte sie dann an nichtjüdische Besitzer.
Von 1828 bis 1869 war die Rose somit eine jüdische Schildwirtschaft, in der für durchreisende Handel treibende Juden Essen nach den jüdischen Speisevorschriften und Übernachtungsmöglichkeiten am Sabbat angeboten wurden. Mit der Industrialisierung und dem Bau der Eisenbahn verlor das abseits gelegene Hochberg aber an Attraktivität. 1846 wurde Ludwigsburg an die Schiene angeschlossen. Das produzierende Gewerbe und der Handel orientierte sich nun am Eisenbahnnetz. Benedikt Seligmann versuchte 1854 noch durch Einbau einer Kegelbahn im Garten seiner Wirtschaft den Betrieb attraktiv zu machen, gab aber 1869 auf. Im Museum Altes Schulhaus in Neckarrems ist noch ein Getreidesack von Benedikt Seligmann aus dem Jahr 1857 ausgestellt.
Eine zweite jüdische Gaststätte existierte am Alexandrinenplatz 1 von 1837 bis 1883, führte als reine Speisewirtschaft aber kein Schild, so dass sie erst 1919 zum Namen „Krone” kam als sie in christlichem Besitz war. Der jüdische Besitzer Manasse Löw Thalheimer hatte sich vergeblich um die Schildgerechtigkeit bemüht und inserierte als „Gastgeber Thalheimer“. Die Obrigkeit wollte die Übernachtung von nicht aus Hochberg stammenden Juden an einem Ort konzentrieren, um sie besser überwachen zu können. 

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