Wie die Hochberger Synagoge zur methodistischen Kirche wurde
1977 veröffentlichte der methodistische Pastor Paul Ernst Hammer im Selbstverlag die Broschüre „Geschichte des Bezirks Waiblingen und Waiblingen-Hegnach der Evangelisch-methodistischen Kirche“. Hier finden sich auch interessante Informationen zum Übergang der Hochberger Synagoge an die Methodisten, die offensichtlich mündlich in der Gemeinde überliefert wurden: Fünf Jahrzehnte hatten sich die Hochberger Methodisten vor dem Ersten Weltkrieg bei Familie Wörz zu Hause getroffen. Der 1912 verstorbene Hausvater Christian Wörz hatte sich schon an der Synagoge interessiert gezeigt, die seit 1907 von der jüdischen Gemeinde nicht mehr für Gottesdienste genutzt werden konnte, da der Minjan, die Mindestanzahl von 10 männlichen Teilnehmern für einen jüdischen Gottesdienst, nicht mehr zusammenkam – so stark war die jüdische Gemeinde in den Jahrzehnten nach 1849 geschrumpft. Um 1914 besuchte ein Rabbiner aus Stuttgart Hochberg, um sich über die leerstehende Synagoge ein Bild zu machen. Für seine Rückreise von Hochberg nahm er die tägliche Kutsche nach Ludwigsburg, die von einem Posthalter gelenkt wurde, der zur methodistischen Gemeinde gehörte. Da der Rabbiner der einzige Fahrgast gewesen sein soll, war auf der Kutschfahrt nach Ludwigsburg Zeit ins Gespräch zu kommen. Der Rabbiner sprach vom Verkaufsinteresse und der Kutscher spitzte seine Ohren. Er vermittelte den Kontakt zur Familie Wörz und das Geschäft wurde abgeschlossen: Am 10. Mai 1916 kauften Karoline, Maria und Friederike Wörz, die drei Töchter des verstorbenen Christian Wörz, der „Israelitischen Zentralkirchenkasse“ die Synagoge nebst Glaskronleuchter und Sitzbänken für 4.000 Mark ab. Seitdem war das Gebäude Treffpunkt der Hochberger Methodisten. 1920 wurde die ehemalige Synagoge dann von Familie Wörz an die Bischöfliche Methodistenkirche weiterverkauft und damit offiziell Gemeindekirche.