Ofen der Jüdischen Schule Hochberg
Es ist sehr schön, dass sich aufgrund der Berichterstattung in der Remseck Woche und auf www.bethshalom-remseck.de Bürgerinnen und Bürger an uns wenden, um uns Wissenswertes aus Hochbergs jüdischer Vergangenheit zu berichten. So haben uns Marie-Luise und Kurt Krack aus Hochberg darüber informiert, dass sie in Besitz des alten emaillierten Gussofens aus der Jüdischen Schule in Hochberg sind.
Die jüdische Gemeinde hatte ab 1820 eine eigene Schule (heute Alexandrinenplatz 3, Kreissparkasse / Trattoria, Nachbargebäude der ehemaligen Synagoge). 1841 brannte das Gebäude komplett ab und wurde neu errichtet. Im Keller befand sich das jüdische Ritualbad (Mikwe), darüber ein Klassenzimmer und die Lehrer- und Vorsängerwohnung. 1872 wurde die Schule geschlossen. Die wenigen jüdischen Kinder besuchten nun die christliche Schule und erhielten in der Jüdischen Schule nur noch Religionsunterricht durch den Vorsänger. 1879 lohnte das Heizen des Klassenzimmers im Winterhalbjahr nicht mehr und der Religionsunterricht fand fortan in der Wohnung des Vorsängers statt. 1885 wurde das Klassenzimmer zu einer Wohnung umgebaut. Das Gebäude ging in den Besitz der Familie Mildenberger über. Ob mit dem Ofen das Klassenzimmer oder die Lehrerwohnung beheizt wurde, ist nicht klar. Jedenfalls wechselte der Ofen von Mildenbergers in den Besitz von Wilhelm Gundel in der Hauptstraße 13, der der Patenonkel von Marie-Luise Krack war – so die mündliche Überlieferungskette. In den siebziger Jahren des 20. Jh. wurde das Gebäude der ehemaligen Jüdischen Schule abgerissen.
Beim Ofen handelt sich um einen emaillierten Gussofen mit klassizistischen Bildmotiven. Ein Kohlenhändler, der den Ofen in der Vergangenheit begutachtet hat, hielt ihn für einen der ältesten Ofen in der Region Stuttgart. Die klassizistischen Motive weisen in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Möglicherweise wurde der Ofen beim Neubau der Schule nach dem Brand von 1841 erworben und eingebaut. Der Ofen ist braun emailliert, das Mittelfeld in grün gestaltet. An diesem Ofen haben sich Generationen jüdischer Schüler und die langjährigen jüdischen Dorfschullehrer David Weil (1828-1847) und David Mainhardt (1847-1871) gewärmt. Bis 1901 hatte die jüdische Gemeinde noch einen Religionsunterricht erteilenden Vorsänger, der diesen Ofen vielleicht auch nutze. Über Josef Staropolski (Vorsänger 1892-1897) haben wir an dieser Stelle schon im Februar 2022 berichtet. Nach seiner Hochberger Zeit war er bis 1933 Lehrer und Vorsänger der großen jüdischen Gemeinde in Esslingen.