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Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Judentum

Nordstetten: Herkunftsort der ersten Hochberger Juden

Hauptstr. 13, Remseck-Hochberg

Nordstetten: Herkunftsort der ersten Hochberger Juden

 

Der heutige Horber Stadtteil Nordstetten liegt 2,5 km südöstlich von Horb auf einer Hochebene über dem Neckartal. Von hier kam 1757 der erste Jude mit seiner Familie nach Hochberg: Abraham Gideon. Nordstetten und Hochberg sind mehrfach vergleichbar: Beide Orte liegen am oberen Hang über dem Flusstal. Beide Orte sind auf den Neckar bezogen. Nordstetten und Hochberg waren Reichsritterschaften – kleine selbstständige Herrschaften in der Nachbarschaft von Vorderösterreich bzw. Württemberg. In Hochberg herrschten erst die Nothaft von Hohenberg, dann die Freiherren von Gemmingen. In Nordstetten waren es seit 1629 die Keller von Schleitheim. Um einen standesgemäßen Lebenswandel führen zu können, benötigten die Ortsherren solch kleiner Herrschaften ständig Kapital. Eine beliebte Methode der Finanzierung war die Aufnahme von Juden gegen Schutzgeld. 1712 nahmen die Nordstettener Ortsherren systematisch Juden aus Bayerisch-Schwaben auf. Derartige Herrschaften waren im Raum Stuttgart, dem Kerngebiet des Herzogtums Württemberg, im 18. Jh. bereits selten, in der Umgebung von Horb aber vielfach vertreten: In Baisingen, Dettensee, Mühlen, Mühringen, Nordstetten und Rexingen gab es Ortsherren, die jüdischen Familien das Recht einräumten, sich im Ort anzusiedeln. Als alle diese Orte 1805 an Württemberg kamen, stieg die Zahl der Juden in Württemberg sprunghaft an: 18 Prozent der jüdischen Bevölkerung Württembergs kamen aus diesen ehemals selbstständigen Herrschaften, die heute Stadtteile von Horb sind. Die Juden in diesen Orten am Schwarzwaldrand lebten meist vom Viehhandel. Sie galten als streng religiös: In Mühringen gab es einen Rabbiner und zeitweise eine Talmud-Schule. Die Familie Gideon ist in Nordstetten und den anderen Orten vielfach belegt. Am bekanntesten wurde Salomon Gideon, der Begründer der Gideol-Werke in Horb (Seife, Kerzen, Margarine bis 1937), einem der großen Arbeitgeber der Neckarstadt. Der bekannteste jüdische Nordstettener war der Schriftsteller Berthold Auerbach – im 19. Jh. einer der berühmtesten deutschen Autoren („Schwarzwälder Dorfgeschichten“).
Aus dieser Welt zog Abraham Gideon Mitte des 18. Jh. nach Stuttgart und hielt sich dort mit seinem Nordstettener Geschäftspartner Baruch Odenheimer einige Zeit illegal auf. Vermutlich machten sich die vielen jüdischen Viehhändlerfamilien gewaltig Konkurrenz und Gideon und Odenheimer wollten sich einen neuen Markt außerhalb Nordstettens erschließen. In Württemberg herrschte aber Aufenthaltsverbot für Juden und so wurden beide 1752 aus der Stadt verwiesen. 1757 klappte dann der vermutlich zweite Versuch von Nordstetten weg zu kommen: Abraham Gideon durfte sich im 115 Flusskilometer abwärts gelegenen Hochberg als erster Jude niederlassen und wurde 1760 in den Schutz der Herren von Gemmingen aufgenommen. Von Baruch Odenheimer erfahren wir zunächst nichts mehr. Aber als 1779 Hochberg an Württemberg verkauft wurde, werden 12 Juden mit ihren Familien als ortsansässig in Hochberg genannt. Neben Abraham Gideon werden noch Baruch Odenheimer und Nehemias Jakob aus Nordstetten aufgeführt. Die anderen kamen aus verstreuten Herrschaften. Nordstetten kann somit als Wurzel der jüdischen Gemeinde in Hochberg gelten. 1772 wird Abraham Gideon Vorsteher der neugegründeten jüdischen Gemeinde. 1777 erwirbt er als erster Jude ein Haus in der heutigen Hauptstr. 13. Kurz vor seinem Tod gelingt es ihm noch, das Grundstück für den jüdischen Friedhof zu erwerben und 1796 wird er möglicherweise als erster Jude dort bestattet.

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