Ludwigsburger Streichquartett in ehemaliger synagoge
Am 20. November gastierte das Ludwigsburger Streichquartett in der ehemaligen Synagoge in Hochberg. Karin Holzinger (Violine), Gotelind Himmler (Violine), Birgit Southcott (Viola) und Mareike Wedler (Violoncello) brachten Werke von Erwin Schulhoff und Viktor Ullmann zur Aufführung. Die Schauspielerin und SWR-Sprecherin Barbara Stoll führte in die Komponisten und deren Werke ein: Erwin Schulhoff, Jude, Dadaist, Kommunist und seit April 1941 sowjetischer Staatsbürger, überlebt das NS-Regime nicht. Er wurde im Zuge der Deportationen der jüdischen Prager Bevölkerung auf der Festung Wülzburg nahe Weißenburg inhaftiert. Dort erkrankt er an Tuberkulose und starb am 18. August 1942. Das Quartett führte Sätze aus seinem expressiven Werk „Streichquartett Nr. 1“ auf, das durch wilde Gegensätze gekennzeichnet ist.
Viktor Ullmann entstammte einer jüdischen Familie, die aber zum Katholizismus konvertiert war. 1942 wurde der Komponist ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er trotz schlimmer Lagerbedingungen um ein reiches Musikleben besorgt war und einen beträchtlichen Teil seiner Werke schuf. Am 16. Oktober 1944 wurde Ullmann nach Auschwitz deportiert und kurz nach seiner Ankunft in den Gaskammern ermordet. Der in Österreich, der Schweiz und der Tschechoslowakei lebende Komponist hatte von 1931 bis 1933 auch eine Stuttgarter Lebensphase: In diesen Jahren betrieb er eine Buchhandlung in Württembergs Landeshauptstadt. Das Quartett führte Sätze aus dem „Streichquartett Nr. 3“ auf.
Zum Abschluss präsentierte das Quartett noch das „Streichquartett Nr. 1 „Aus meinem Leben““ von Bedrich Smetana. Der tschechische Komponist und sein Werk gehören nicht in den jüdischen Kontext, sind aber ein Ohrenschmaus. Smetana lebte zeitweilig im Konflikt mit dem österreichischen Absolutismus im Exil, kehrte dann aber als Vertreter des tschechischen Nationalgedankens 1861 nach Prag zurück. Sein Werk ist durch ganz besonderen Farbenreichtum bestimmt. Speziell sein Quartett ‚Aus der Heimat‘ beschreibt in unglaublich ausdrucksvollen vier Sätzen sein Leben.
Die Besucher hatten ein intensives Konzerterlebnis und dankten dem Quartett, das sich der Pflege der Werke verfemter jüdischer Komponisten verschrieben hat, mit lang anhaltendem Beifall.