Scroll Top
Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Judentum

Die Mauer um den jüdischen Friedhof

Die Mauer um den jüdischen Friedhof

1795 konnte der jüdische Friedhof in Hochberg als Bestattungsort für die Verstorbenen der Hochberger jüdischen Gemeinde aber auch von Juden aus der Umgebung erworben werden. Zuvor mussten die Toten von Hochberg nach Freudental transportiert werden. Dort lag der nächste jüdische Friedhof. Das war nicht nur aufwändig, denn eine Kutschfahrt nach Freudental dauerte damals sechs Stunden, sondern auch teuer, denn die Freudentaler Ortsherrschaft ließ sich jede Bestattung mit zwei Gulden „herrschaftlichen Zoll“ bezahlen. 1795 war dies nun vorbei. 1812 und 1826 konnten weitere Erweiterungsflächen des Friedhofs in Hochberg erworben werden. Bereits beim Kauf des Geländes 1795 wurde festgehalten, dass durch die um den Friedhof zu ziehende Mauer niemandem ein Nachteil entstehe. Allerdings wurde die geplante Mauer dann, vermutlich aus Kostengründen, nicht umgesetzt.
Im Ludwigsburger Tagblatt vom 7. Juni 1854 und im Schwäbischen Merkur vom 8. Juni 1854, also 59 Jahre nach der Neuanlage des Friedhofs wird die Erstellung der Friedhofsmauer zum Festpreis endlich ausgeschrieben: „Hochberg, Oberamt Waiblingen, Bauakkord: Die Aufführung einer Mauer um den hiesigen israelitischen Friedhof im Kostenanschlag von 204 Gulden wird am 23. Juni, nachmittags 2 Uhr, auf hiesigem israelitischen Rathaus in Abstreich verliehen, wozu Maurermeister unter dem Bemerken eingeladen werden, dass hier Unbekannte sich mit den gewöhnlichen Zeugnissen zu versehen hätten. Zu gleicher Zeit werden einige in‘s Mauerfach einschlagende Reparationen an Synagoge und Schulhaus dahier, sowie Anstrichs-Arbeiten an letzterem in Akkord verliehen. Die löblichen Schultheißenämter werden ersucht, solches in ihren Orten bekannt machen zu lassen. Das israelitische Kirchenvorsteheramt. Für dasselbe: Mainhardt.“

Die späte Umsetzung der Mauer ist bemerkenswert, denn die Einfriedung des Friedhofs zum Schutz vor unbefugtem Betreten ist an sich eine Pflicht im Judentum. Möglicherweise hat vor 1854 ein Holzzaun diese Aufgabe erfüllt. Ganz zufriedenstellend scheint die Ausführung der Mauer nicht gewesen zu sein: Bereits 1879 mussten größere Ausbesserungsarbeiten vorgenommen werden.
Bei der Ausschreibung von 1854 ist interessant, dass vom „israelitischen Rathaus“ in Hochberg gesprochen wird, d.h. die Vorsteher der jüdischen Gemeinde müssen eine Art Amtsstube gehabt haben. Dass David Mainhardt (1810-1871), seit 1848 Lehrer an der jüdischen Schule in Hochberg, 1854 anscheinend Gemeindevorstand war, ist bisher auch noch nicht bekannt.

Verwandte Beiträge

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner