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Judentum

Abraham-Herz-Rundgang 2024

Abraham-Herz-Rundgang durch Hochberg

 

Am vergangenen Sonntag gab es zum zweiten Mal einen Abraham-Herz-Rundgang durch Hochberg. Im April 2023 hatte Beth Shalom erstmalig einen solchen perspektivischen Rundgang angeboten. Es kam gut an, Hochberg aus dem Blickwinkel des 1870 nach Karlsruhe wegziehenden Abraham Herz zu betrachten, der 72 Jahre in Hochberg gelebt hatte und von 1845 bis 1870 Gemeinderat im Ort war. Auch dieses Jahr war der Rundgang wieder gut besucht. So nahmen auch aktuelle und künftige Bewohner der Abraham-Herz-Straße in Hochberg teil. 2018 entschied der Remsecker Gemeinderat, eine Straße nach dem ersten Gemeinderat jüdischen Glaubens im Königreich Württemberg zu benennen.

Dass es durchaus kein einfacher Weg bis zu dieser Stellung war, erfuhren die Besucher durch Kai Buschmann, der als Abraham Herz auftrat. So hatte Herz 1837 das Gemeindebürgerrecht in Hochberg beantragt. Im Gemeinderat gab es dazu eine kontroverse Debatte, ob man einem Juden das Bürgerrecht geben solle: „Wenn man dieselben als Bürger aufnimmt, werden später Juden zum Gemeinderat gewählt werden“, wurde damals kritisch und die Zukunft richtig voraussehend bemerkt. „Doch hängt dieses von der Wahl der Bürger ab und kann als kein Hindernis betrachtet werden“, wurde schließlich beschlossen.

Durch Wahl der Bürgerschaft wurde Abraham Herz 1845 zum Gemeindepfleger, also zum Verwalter der Ortskasse, und Mitglied des Gemeinderats gewählt. Bei seiner Amtseinsetzung garantierte Herz, dass er für den Sabbat einen gesetzlichen Amtsverweser privat finanzieren werde, damit die Gemeindepflege auch am jüdischen Feiertag sichergestellt sei und die Gemeinde durch seinen Glauben keinen Nachteil habe.

Interessant ist das abgegebene Zeugnis des Gemeinderats: Herz habe „ein Vermögen von 36.000 Gulden …, so dass ihm die Casse ohne Gefahr anvertraut werden“ könne. Außerdem könne er mit einem Mitglied des Gemeinderats „natürlich nicht verwandt sein“. Letzteres spielt auf das Mischehenverbot zwischen Juden und Christen an, dass in Württemberg bis 1871 galt.

Abraham Herz lebte nach seinem Wegzug 1870 noch sechs Jahre in Karlsruhe und führte das Leben eines wohlhabenden Rentiers im Badischen. Von dort war sein Vater Abraham Herz Senior in den 1780er Jahren einst nach Hochberg zugezogen. Ein Grund für die außergewöhnliche Wahl von Karlsruhe können verwandtschaftliche Bezüge sein. In Karlsruhe spaltete sich Anfang der 1870er Jahre aber auch die jüdische Gemeinde auf. Es bildete sich eine liberale und eine orthodoxe Gemeinde. Abraham Herz schloss sich der liberalen Gemeinde an. Das ist bemerkenswert, weil die Hochberger Juden ursprünglich orthodox orientiert waren. Es gibt aber einige Hinweise, dass sich in den 1860er Jahren eine Umorientierung in liberalere Richtung vollzog. Möglicherweise spielte das bei der Wahl von Karlsruhe auch eine Rolle. Trotzdem war es damals sehr ungewöhnlich, dass ein württembergischer Jude ins Badische umzog. Die üblichen Ziele beim Wegzug wohlhabender Juden aus Hochberg in der zweiten Hälfte des 19. Jh. waren Stuttgart und Ludwigsburg.

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