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Judentum

Heim für „Besatzungskinder“ lag in Hochdorf

Heim für „Besatzungskinder“ lag in Hochdorf

Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen zum letzten Artikel vom 17. Dezember 2023 über das „Heim für Besatzungskinder“, über das die LKZ am 9. April 1952 „im Dörfchen Hochberg“ berichtete. Durch die Rückmeldungen von Hochdorf(!)erinnen ist klar geworden, dass die LKZ 1952 Hochberg und Hochdorf in diesem Artikel verwechselt hat. Beim beschriebenen „Heim für Besatzungskinder“ handelt es sich um den Vorgänger der heutigen Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf. Die Beschreibung der Anfahrt von Redakteur und Fotograf 1952 passt auch viel besser zu Hochdorf als zu Hochberg: „Als wir am Wochenende die kurvenreiche Straße aus dem Neckartal nach Hochberg (richtig ist Hochdorf) hochkletterten, da waren vor uns schon die „Patenonkels“ eingetroffen, amerikanische Soldaten einer Einheit aus der Fromannkaserne“. Der von Christa Lieb aus Ludwigsburg bei ihren Recherchen für Beth Shalom entdeckte Artikel im LKZ-Archiv war auch bei der Weitergabe an uns um ein weiteres Foto und den Fototext beschnitten. Auch das können wir heute nachliefern: Die zwei Fotos stammen von „Wirö“, Wilfried Röckle, dem damaligen Bildreporter der LKZ. Der Text unter den Fotos lautet: „ ‚Blond‘ und ‚Schwarz‘ – sie kennen keine Unterschiede in den Spielgemeinschaften. Für einen Teil von Ihnen steht nun aber mit dem ersten Schultag der ‚Ernst des Lebens‘ vor der Tür“. Das fasst das Anliegen des damaligen Artikels gut zusammen: Farbige Besatzungskinder sollen eine gute Integration in der Schule erfahren. Ältere Hochdorferinnen erinnern sich allerdings nur an zwei Hochdorfer Heimkinder, die einen afroamerikanischen Hintergrund hatten. Hierüber werden wir noch berichten.
2017 hat die Evangelische Jugendhilfe im Kreis Ludwigsburg eine von Bastian Loibl erarbeitete Dokumentation über die Geschichte des Hochdorfer Kinderheims veröffentlicht: Das Heim war 1944 vom Hochdorfer (und Hochberger) Gemeindepfarrer Wilhelm Schilpp zur kriegsbedingten Evakuierung der Heimkinder der Stuttgarter Olgakrippe gegründet worden. Es wurde ursprünglich von Schwestern des Diakonissenmutterhauses Aidlingen geführt. Bis 1955 war es faktisch ein Privatunternehmen von Wilhelm Schilpp, der mit der Einrichtung Gewinne für die Gemeinde erwirtschaften wollte und auch das Personal für Aufgaben außerhalb des Heimes heranzog. Das führte zu Mängeln in der Betreuung und Pflege der Kinder und Einschreiten des Jugendamtes. 1955 wurde der heutige Trägerverein gegründet und die Aidlinger Schwestern wurden durch Diakonissen des Mutterhauses St. Michael in Berlin ersetzt. Erst ab 1955 gibt es daher Archivalien. „Viel ist über das erste Jahrzehnt nach dem Krieg nicht bekannt“, schreibt Bastian Loibl (S. 23) in seiner Dokumentation. Der LKZ-Artikel von 1952 kann somit eine Lücke füllen: Es waren in dieser Zeit vor allem „Besatzungskinder“, die hier untergebracht wurden. Deshalb engagierten sich auch die amerikanischen Soldaten als Paten. Der Kontakt zu den Amerikanern wurde auch in der neuen Trägerschaft fortgesetzt: Die Weihnachtsfeier bei den Amerikanern war noch in den sechziger Jahren ein Jahreshöhepunkt für die Heimkinder. Auf Seite 40 der Dokumentation findet sich ein Foto einer solchen Feier mit dem Bildtext „Die alljährliche Weihnachtsfeier bei den Amerikanern ist vielen ehemaligen Heimkindern bis heute als besonderes Erlebnis in Erinnerung geblieben. Die Unterstützung durch die amerikanischen Truppen war für das Kinderheim in vielerlei Hinsicht eine große Hilfe“. Der LKZ-Artikel von 1952 kann nun die Hintergründe dieser Beziehung aufklären.

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