Bima
Wo ist die Bima der ehemaligen Hochberger Synagoge?
Der Thoraschrein ist der wichtigste Einrichtungsgegenstand einer Synagoge. Im Gebäude der ehemaligen Hochberger Synagoge ist der Ort des Thoraschreins unter dem Rundbogenfenster an der Ostwand durch die Wandvertiefung und die beidseitigen Säulen noch deutlich zu erkennen. Aber wo ist die Bima, der zweite wichtige Einrichtungsgegenstand einer Synagoge? In orthodoxen Synagogen befindet sich in der Mitte des Betsaales das Lesepult, die Bima (hebr. Bühne). Auch die Bezeichnung Almemor (von arabisch Al-Minbar für Kanzel in der Moschee) ist verbreitet. Im Gottesdienst wurde die Schriftrolle dem Thoraschrein entnommen und auf einem Tisch in der Bima gelegt, um daraus vorzulesen. Zur Gestaltung einer Bima gibt es ein paar Vorschriften: In Nehemia 8,4f. wird berichtet, dass Esra nach der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft in Jerusalem aus der Thora „auf einer hölzernen Kanzel“ vorlas, er „überragte alles Volk“. Das hatte vornehmlich akustische Gründe. Umgekehrt durfte der Tisch in der Bima nicht höher stehen als der Thoraschrein, der erhöht in der Ostwand angebracht war. Auch musste die Abgrenzung der Bima zum Betsaal durchlässig sein, zwischen den Betern und der Gemeinde sollte keine Trennung entstehen. Beim Laubhüttenfest wird die Bima von den Männern mit dem Palmzweig (Lulav) in der Hand umkreist. Daher ist die Mittelposition im Raum orthodoxen Juden wichtig. Mit Bezug auf Ezechiel 46,9 soll die Bima nicht auf der Seite verlassen werden, an der man sie betreten hat. Daher befindet sich üblicherweise sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite des von einer niedrigen Brüstung umgebenen Podestes eine Öffnung.
In der Mitte des Betsaals in Hochberg finden sich keine Spuren der Bima. Auffällig ist aber, dass sich vor dem ehemaligen Thoraschrein heute eine schöne mit Öffnungen in Blättermuster gestaltete Balustrade befindet, die über die Position des ehemaligen Thoraschreines hinausragt. Ein zweites Exemplar dieser Balustrade befindet sich heute im Vorraum des Gebäudes. Die begründete Vermutung steht im Raum, dass es sich hierbei um die Ost- und Westseite der ehemaligen Brüstung der Bima handelt. Als das Gebäude nach 1914 in eine Kirche umgewandelt wurde, entfernte man die Bima in der Raummitte und nutze sie zur Gestaltung eines Altars vor der Wandmitte der Ostseite durch eine Untermauerung. Der Vorraum wurde vor allem um im Winter Heizkosten zu sparen für kleinere Zusammenkünfte ebenso gestaltet.