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Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Judentum

Delegation aus dem Oberen Galiläa in Remseck-Hochberg

Delegation aus dem Oberen Galiläa in Remseck-Hochberg

Erstmals war bei einem Delegationsbesuch aus der israelischen Partnerregion Oberes Galiläa des Landkreises Ludwigsburg am vergangenen Sonntag auch Remseck Teil des Besuchsprogramms. 14 Israelis und drei Vertreter des Landratsamtes besuchten die ehemalige Synagoge in Hochberg und erhielten auf Englisch eine Einführung in die jüdische Geschichte des Ortes. Kai Buschmann hatte aus dem Archiv der Stadt Remseck das in hebräischen Buchstaben handschriftlich verfasste Tagebuch des Isaak Kusiel aus den 1820er Jahren mitgebracht. Isaak Kusiel (1743-1837) war von 1815 bis 1825 Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Hochberg und spielte 1829 bei der Eröffnung der neu erbauten Synagoge eine bedeutende Rolle. Bisher konnte niemand das Tagebuch lesen. Jetzt ist schon einmal klar, dass es in Jiddisch mit hebräischen Buchstaben verfasst wurde. Jiddisch ist ein aus dem Mittelhochdeutschen hervorgegangener Dialekt, der unter Juden Mittel- und Osteuropas viel gesprochen wurde. Die Delegation erhielt ein Digitalisat des gesamten Buches. Wir werden sehen, ob sich in Israel ein Experte findet, der den Inhalt übersetzen kann.
Tief berührend war anschließend der Besuch auf dem jüdischen Friedhof. Eine Teilnehmerin berichtete über ihren Urgroßvater aus Crailsheim, der bereits am 21. März 1933 Opfer der öffentlichen sog. „Judenauspeitschung“ im Crailsheimer Schloss wurde. Er wurde physisch und psychisch gebrochen und überlebte dies nicht. Anschließend sprach die Delegation das Kaddisch, das jüdische Haupt- und Totengebet, das stark an das christliche Vaterunser erinnert. 1925 hat bei der letzten Beerdigung auf dem Friedhof (Karoline Falk) zum letzten Mal eine jüdische Gemeinschaft dort das Kaddisch gesprochen. Es war ein ergreifender Moment, als dieses Gebet nach 100 Jahren wieder an diesem Ort gesprochen wurde. Hauptgesprächsthema am Sonntag war die erwartete Freilassung von israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas. Es dauerte am Sonntag bis 16.20 Uhr, dann ging die herbeigesehnte Nachricht ein. Um ihre Hoffnung auszudrücken, sangen die Israelis auf dem Friedhof Lieder, die nach dem 7. Oktober 2023 eine große Rolle beim Zusammenhalt in Israel spielen.
Der Sonntagvormittag in Remseck klang mit einem gemeinsamen Mittagessen mit tiefen persönlichen Gesprächen aus: 1945 nach dem Holocaust hat sich niemand vorstellen können, dass dies einmal Realität sein könnte. Wunder sind möglich.

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