
Maram Kahn und Jud Süß Oppenheimer
Die Gründer der jüdischen Gemeinde in Aldingen waren 1729 Abraham Kahn und sein Sohn Maram Kahn aus Pforzheim, denen Georg Wolf von Kaltental, der Ortsherr von Aldingen, einen Schutzbrief für die Niederlassung in Aldingen ausstellte. Gleichzeitig erteilte der württembergische Herzog Eberhard Ludwig (1677-1733) eine Handelserlaubnis für Württemberg. Die Kahns sollten Geld in das verarmte Rittergut Aldingen bringen, das der Kaltentaler über hohes Schutzgeld abschöpfen wollte. Offensichtlich waren die Kahns so erfolgreiche Kaufleute, dass sie 1735 von Herzog Carl Alexander (1733-1737) als Hofjuden in Ludwigsburg aufgenommen wurden. Maram Kahn war als Unterlieferant für Jud Süß Oppenheimer bei Heereslieferungen tätig. Im berühmt-berüchtigten Prozess gegen Jud Süß Oppenheimer nach dem Tod Herzog Carl Alexanders 1737 wurde Oppenheimer u.a. vorgeworfen, die verbotene Ansiedlung von Juden in Württemberg unterlaufen und Juden zu Privilegien verholfen zu haben. Als Beispiel wird in den Prozessakten angeführt, dass Maram Kahn für Ludwigsburg von den Schutzzöllen, die jüdische Händler zu zahlen hatten, befreit wurde. Auch habe Oppenheimer Kahn die Pacht über den Lederhandel in Württemberg übertragen. Maram Kahn zog seinen Kopf aus der Schlinge, indem er im Oppenheimerprozess als Belastungszeuge auftrat: Er habe für die Übertragung des Lederhandels 74 Dukaten an Oppenheimer zahlen müssen, was als ein Beleg diente, dass sich Oppenheimer in seiner Amtszeit als Geheimer Finanzrat des Herzogs bereichert habe. Auch schilderte Maram Kahn Oppenheimer vor Gericht sehr negativ, er habe „nach seinem angeborenen und gottvergessenen Leichtsinn geredet“. Offensichtlich gelang es Maram Kahn durch diese Mithilfe bei der Anklage Oppenheimers einer eigenen Anklage zu entgehen. Anscheinend musste er lediglich Ludwigsburg wieder verlassen. 1742 wurde Maram Kahn jedenfalls wieder als Schutzjude in Aldingen genannt. 1748/49 wurde er aus Aldingen ausgewiesen. Die Hintergründe sind unklar. Der weitere Lebensweg lässt sich nicht nachverfolgen. Belegt ist, dass Maram Kahn mit seiner Frau Sara mindestens drei Söhne hatte.
Maram Kahn hat offensichtlich von den Kontakten zu Jud Süß Oppenheimer erheblich profitiert, ihn dann aber fallen gelassen und die Seite gewechselt, um selbst einer Anklage zu entgehen.