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Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Judentum

Salomon Kusiel und das Haus mit dem Pferdekopf

Salomon Kusiel und das Haus mit dem Pferdekopf

Die Hochberger jüdische Familie Kusiel geht auf Isaak Kusiel (1743-1837) aus Steinsfurt (heute Ortsteil von Sinsheim) zurück, der schon 1779 als Schutzjude in Hochberg belegt ist. Die Nachkommenschaft in Hochberg war sehr zahlreich. Es sind bisher fünf verschiedene Personen mit Namen Salomon Kusiel nachweisbar. Hier geht es um den am 22.06.1866 in Hochberg geborenen Salomon, ein Sohn des Simon Kusiel, der wiederum über Gumbel Kusiel ein Enkel von Isaak Kusiel war. Salomon war seit 1892 mit Fanny Gutmann aus Ichenhausen verheiratet. Das Paar lebte in der Hauptstraße 24 im Obergeschoss. Das Gebäude war seit 1887 das Hochberger Rathaus. Die Etage über der Amtsstube des Schultheißen war eine kleine Mietwohnung, in der das Paar mit bald drei Kindern lebte. Salomon Kusiel handelte mit Pferden und spezialisierte sich auf kräftige belgische Arbeitstiere, die er vorwiegend als Zugtiere nach Ludwigsburg, u.a. an das Militär verkaufte. Wegen dieser Geschäftsbeziehungen, aber auch weil die Eltern ihren drei Kindern eine höhere Schulbildung ermöglichen wollten, zog die Familie vermutlich als drittletzte jüdische Familie im Ort 1905 nach Ludwigsburg um. Dort betrieb Salomon Kusiel eine Textilwaren-, Pferde- und Futtermittelhandlung, ab 1928 in der Seestraße 49. Von der kleinen Mietwohnung in Hochberg gelang der wirtschaftliche Aufstieg in ein stattliches Haus mit Stallungen in Ludwigsburg. An den Kusielschen Pferdehandel erinnert noch heute der Pferdekopf an der Hausfassade des Gebäudes. Das Haus ist in Ludwigsburg als „Pferdehaus“ oder „Haus mit dem Pferdekopf“ bekannt. 1938 musste Kusiel sein Geschäft, das er schon zuvor in die Bahnhofstraße 13 verlegt hatte, zwangsweise schließen und wanderte mit Familie im Januar 1939 zu seinem Sohn nach Rotterdam in die Niederlande aus. Im Mai 1940 wurden die Niederlande jedoch von deutschen Truppen besetzt – die Kusiels wurden sozusagen eingeholt. Salomon Kusiel starb einen Monat später am 20.06.1940 „an Herzleiden“. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof im Rotterdamer Stadtteil Schiebroek. Seine Frau Fanny wurde mit niederländischen Juden ins KZ Sobibor deportiert und 1943 ermordet. Die drei Kinder konnten untertauchen und überlebten unter falschen Namen die deutsche Besatzung. Sie wanderten in die USA aus. Sohn Siegfried berichtete später über die die Behandlung seiner Eltern 1938/39 in Ludwigsburg: „Sie gingen mit gerade zehn Reichsmark über die Grenze, haben alles hinterlassen müssen und haben Silbersachen, Zinn und andere Wertgegenstände einliefern müssen. (…) Auch die Möbel haben sie hinterlassen müssen.“

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