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Judentum

Evangelischer Arbeitskreis der CDU in der ehemaligen Synagoge

Evangelischer Arbeitskreis der CDU in der ehemaligen Synagoge

Am Sonntag, den 28. Juli hatte der Evangelische Arbeitskreis (EAK) in der CDU im Kreis Ludwigsburg die ehemalige Synagoge in Hochberg gemietet. In der gut besuchten Veranstaltung wurde jüdischem Leben in Vergangenheit und Gegenwart in der Region Stuttgart nachgegangen. Kai Buschmann von Beth Shalom Remseck informierte über die ehemalige jüdische Gemeinde in Hochberg zwischen 1757 und 1939. Michael Kashi, Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Württemberg (IRGW), sprach über das neue jüdische Leben in Stuttgart nach dem Holocaust: Die Stuttgarter jüdische Gemeinde bestand nach 1945 aus „Juden mit gepackten Koffern“: „Displaced Persons“ (DPs), die von den Nazis aus Osteuropa zur Zwangsarbeit ins Reichsgebiet verschleppt und von den Amerikanern in Stuttgart gesammelt worden waren. Stuttgart galt ihnen ursprünglich nur als vorübergehender Aufenthaltsort. Der wiederaufkeimende Antisemitismus nach 1945 in Osteuropa verbaute aber vielen die Rückkehr und so stabilisierte sich die jüdische Gemeinde langsam. 1952 war die Stuttgarter Synagoge der erste Synagogenneubau in Deutschland nach dem Krieg. Der Bau wurde aber von vornherein so gestaltet, dass er auch als Kino genutzt werden könnte, falls die jüdische Gemeinde keinen Bestand haben sollte. Man schätze die Zukunft der Gemeinde somit als unsicher ein. Es kam anders: Die Gemeinde stabilisierte sich, aber doch auf niedrigem Niveau: In den 80er Jahren lebten 600 Juden in Württemberg, die Gemeinde war stark überaltert. Seit 1990 brachten die aus der zusammenbrechenden Sowjetunion nach Deutschland auswandernden Juden neues Leben in die Gemeinde. 600 Altmitglieder integrierten 3000 Neumitglieder in die jüdische Gemeinde in Stuttgart und ihre Außenstellen. Kashi erinnerte sich dankbar an die positive Aufnahmestimmung damals in Deutschland. Überall seine die Türen offen gewesen. Das änderte sich mit dem Erstarken des politischen Islam nach dem 11. September 2001. Schleichend habe der alte rechtsextreme Antisemitismus im Antisemitismus der Islamisten einen Begleiter bekommen. Seit dem 7. Oktober 2023, dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel, sei die Situation für Jüdinnen und Juden in Deutschland extrem angespannt und bedrohlich. Kashi unterschied nachdrücklich zwischen Muslimen und politisch radikalen Islamisten und rief auf, in persönlichen Gesprächen Farbe zu bekennen und dem Antisemitismus zu wehren.
Pastor Dr. Tobias Krämer von „Christen an der Seite Israels e.V.“ erinnerte an die christlichen Traditionen des Antisemitismus, entzog ihnen aber in seiner Andacht über Römer 11 die biblische Grundlage: Der Apostel Paulus habe ausgeführt, dass die Erwählung Israels auch nach dem Auftreten Christi weiter bestehe. Hierauf wurde in der Kirchengeschichte lange Zeit nicht gehört, stattdessen eine falsche und gefährliche „Ersatztheologie“ vertreten, nach der die Christen die Juden als erwähltes Volk abgelöst hätten. Diese falsche Auslegung habe den Antisemitismus befeuert. Es sei segensreich, dass die christliche Theologie nach dem Holocaust hier mit Verweis auf Paulus eine Kehrtwende vollzogen habe.

Foto: Kai Buschmann, Michael Kashi, Dr. Tobias Krämer

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