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Judentum

Ludwig Gottlieb Abel: Der Architekt der Hochberger Synagoge

Ludwig Gottlieb Abel: Der Architekt der Hochberger Synagoge

Erst seit letztem Jahr wissen wir durch einen Zeitungsartikelfund im Schwäbischen Merkur von 1829, dass der Ludwigsburger Kreisbaurat Ludwig Gottlieb Abel (1782-1852), der Vater des späteren Ludwigsburger Oberbürgermeisters Heinrich von Abel, Architekt der 1829 fertiggestellten Synagoge in Hochberg war. Inzwischen sind auch die Bezüge zu Hochberg klar geworden, denn in der Württembergischen Landesbibliothek hat sich die 1852 in Druck gegebene Grabrede auf Ludwig Gottlieb Abel des Ludwigsburger Diakons Karl Friedrich Süskind (1797-1866), des Schwiegervaters von Abel, erhalten.

Süskind berichtet, dass der spätere Baumeister Abel der Sohn von Ludwig Heinrich Abel war, der von 1779 bis 1782 der erste Stabsamtmann des Oberamtes Hochberg war. 1779 hatte Reichsritter Weiprecht von Gemmingen die Herrschaft Hochberg an die Württemberger verkauft, die sie in ihre Hofkammer eingliederten und durch einen Stabsamtmann verwalten ließen. Hochberg hatte so keine kommunale Selbstverwaltung, da der Ort zum Privatbesitz der Herzogsfamilie, aber offiziell nicht zum staatlichen Territorium Württemberg gehörte. Erst 1821 erhielt Hochberg einen eigenen Schultheißen und wurde mit den anderen Orten im Oberamt Waiblingen gleichgestellt. Diese Konstruktion erlaubte auch, dass die Hochberger Juden im Ort verblieben, denn im Territorium Württemberg hatten Juden Niederlassungsverbot.

Süskind berichtet, dass Ludwig Gottlieb Abel 1782 „im großälterlichen Hofmedicus Möricke’schen Hause“ in Ludwigsburg geboren wurde, während der Vater noch Amtmann in Hochberg gewesen sei. Die Mutter Johanna Amalia Abel geb. Mörike (1764-1794) war die Tochter des Ludwigsburger Stadtarztes Johann Gottlieb Mörike (1732-1785), des Großvaters des Dichters Eduard Mörike (1804-1875). Ludwig Gottlieb Abel und Eduard Mörike waren somit Cousins. Die Arztfamilie Mörike war offensichtlich der Grund, die Geburt in Ludwigsburg und nicht in Hochberg zu erwarten.

Ludwig Gottlieb Abel habe seine Schulbildung zunächst durch Privatunterricht in einem befreundeten Pfarrhaus (vielleicht in Hochberg?) und später in der Klosterschule Bebenhausen erfahren. Er habe dann Baukunst in Tübingen und Paris studiert. Zunächst habe er als Landbaumeister in Heilbronn und von 1818 bis zu seiner Pensionierung 1851 als Baurat bei der Kreisregierung Ludwigsburg gewirkt. Schwiegervater Süskind zeichnet in der Grabrede das Charakterbild eines sehr duldsamen und freundlichen Mannes. „Er dachte von Anderen nur Gutes und wollte ihnen nach Kräften Gutes thun.“

Dass Ludwig Gottlieb Abel 1829 von der jüdischen Gemeinde als Architekt der Hochberger Synagoge engagiert wird, hängt sicher mit den Kontakten aus der Zeit des Vaters als Hochberger Stabsamtmann zusammen: In der Amtszeit von Ludwig Heinrich Abel wurde 1780 die Hochberger Judenordnung erlassen und 1781 die alte Synagoge erbaut. Grundlegendes für das Zusammenleben von Juden und Christen wurde in diesen ersten Jahren unter württembergischer Herrschaft geleistet. Offensichtlich so positiv, dass die Kontakte zur Familie Abel erhalten blieben. Als 1843 das jüdische Schulhaus in Hochberg abbrannte, stellte Ludwig Gottlieb Abel einen Kostenvoranschlag für den Neubau der Schule auf. Noch 14 Jahre nach der Einweihung der neuen Synagoge wandte sich die jüdische Gemeinde somit an den Ludwigsburger Baurat.

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