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Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Judentum

Mesusot

Mesusot

Mesusot-Spuren an Hochberger Häusern

Ein von einer jüdischen Familie bewohntes Haus erkennt man an der Mesusa (Plural Mesusot) am rechten Türpfosten: Die Mesusa ist ein zusammengerollter Streifen Pergament mit dem Schma Jisrael in einer schmalen, länglichen Kapsel. Sie muss in Reichweite eines Armes am oberen Drittel des rechten Türpfostens angebracht werden und mit ihrem oberen Ende in Richtung des Rauminneren zeigen, d.h. schräg angebracht sein. Eine Mesusa kann aus Holz, Metall oder Keramik gefertigt sein. Auf der Kapsel befindet sich der hebräische Buchstabe Schin als Abkürzung für Schaddaj, was für „Hüter der Türen Israels“ steht. Das Schma Jisrael ist das wichtigste Gebet im Judentum (5. Mose 6,4f.: „Höre, Israel (hebr.: Schma Jisrael), der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft“). In 5. Mose 6,9 heißt es zu diesen Worten: „Du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Türen.“ Daher sind jüdische Bewohner eines Hauses verpflichtet, ihre Haustüren und jede Tür eines Wohnraumes mit einer Mesusa zu versehen. Ausgenommen sind nur Räume, die nicht dauerhaft bewohnt werden (Toiletten, Bäder, Lager- und Abstellräume, Ställe, Keller). Viele Juden befolgen den Brauch, die Mesusa beim Betreten des Raumes als Zeichen der Ehrerbietung mit den Fingerspitzen zu berühren. Im Laufe des Mittelalters bekam die Mesusa immer mehr Amulettcharakter und schützte die Hausbewohner vor Dämonen und Unglück.
Häufig haben sich Reste von Mesusot an bestehenden Gebäuden erhalten: Oft sind es im Stein eingekerbte Vertiefungen, die von der einstigen Mesusa an dieser Stelle zeugen. Manchmal sind solche Mesusavertiefungen später auch mit Spachtelmasse verfüllt worden und noch deutlich zu erkennen. In Hochberg fand sich am Eingang des Gebäudes Hauptstraße 10 jetzt eine solche Mesusavertiefung, die davon zeugt, dass die jüdische Familie Dreyfuß 1801 bis 1829 das Haus besessen hat. Falls sich noch an weiteren Hochberger Häusern solche Spuren finden, bitten wir um Mitteilung an uns.
Für jüdische Reisende signalisierte die Mesusa, dass in diesem Haus mit Gastfreundschaft zu rechnen war: Beherbergung und koschere Verpflegung war in der Regel gewährleistet. Übernachtete ein orthodoxer Jude in einem nichtjüdischen Haus durfte er nur ungeschnittenes und ungekochtes Gemüse, Obst und Wasser zu sich nehmen. Dass Vorurteile in früheren Jahrhunderten hier eine große Rolle spielten, zeigt das bekannte Sprichwort „Der Haussegen hängt schief“, das in manchen Gegenden antisemitisch ausgelegt wurde und dann auf die Mesusa bezogen war.

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