Scroll Top
Hauptstraße 37, 71686 Remseck
Judentum

Grab Adolf Falks in London gefunden

Grab Adolf Falks in London gefunden

Adolf Falk, der letzte Hochberger Jude, konnte vor den Nazis 1939 noch nach London entkommen. Dort starb er 1943 im Londoner Stadtteil Hackney. In London gibt es 29 jüdische Friedhöfe. Jetzt konnte sein Grab aufgefunden werden. Adolf Falk wurde auf dem Willesden Jewish Cemetery an der Beaconsfield Road im Stadtteil Brent bestattet. Hackney liegt im Nordosten Londons, Brent im Nordwesten. Der Stadtbezirk Brent ist vor allem durch das Wembley-Stadion bekannt. Im englischen Wikipedia wird der Willesden-Friedhof der „Rolls-Royce“ unter den jüdischen Friedhöfen Londons genannt, weil sich hier viele besondere Grabmonumente berühmter Persönlichkeiten unter den 29.800 Gräbern befinden. So finden sich dort viele Gräber der Familie Rothschild.
In den 1890er Jahren waren Victor und Salomon Falk, Brüder von Adolf Falk, von Hochberg nach London ausgewandert und hatten dort die Firma Falk Stadelmann gegründet, die sich zu einer Weltfirma für Lampen verschiedenster Art mit über 3000 Mitarbeitern entwickelte. 1905 folgte Adolf Falks Sohn Hugo den Onkeln und trat in die Firma ein. Von 1944 bis 1962 leitete Hugo das Großunternehmen. So ist es nicht verwunderlich, dass der Sohn für eine Bestattung seines Vaters auf dem Willesden-Friedhof sorgte.
Ein Team Ehrenamtlicher betreut heute den Friedhof, schickte uns auf Anfrage ein Foto der Grabstätte Adolf Falks und half bei der Entzifferung der Inschrift. Herzlichen Dank! Die Inschrift lautet:

In loving memory of
Adolf Falk
died 5th October 1943
deeply mourned by
his son, grandchildren,
relatives and friends
may his dear soul
rest in peace

Die Inschrift schließt mit fünf hebräischen Buchstaben, die als Abkürzung für „Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens“ stehen – der typische Abschluss einer jüdischen Grabinschrift.
Betrauert (mourned) wird der Verstorbene nur von seinem Sohn Hugo, da Adolf Falks Tochter Julie zwar im Mai 1939 von Baisingen (heute Rottenburg am Neckar) nach Luzern (Schweiz) entkommen konnte, dort aber bereits am 6.11.1940 verstarb und somit 1943 nicht mehr am Leben war. Adolf Falk hatte vier Enkel, je zwei von Hugo und Julie.
Zwei Auffälligkeiten fallen ins Auge: Ein Gefäß auf der Grabplatte und der leere Platz neben Adolf Falks Grab auf dem ansonsten sehr eng belegten Friedhof. Das Gefäß diente möglicherweise der Aufnahme von kleinen Steinen, die Besucher eines jüdischen Grabes ablegen. Blumen oder Kerzen sind auf einem jüdischen Grab nicht üblich. Der leere Platz verweist auf den Erwerb einer Familiengrabstätte durch Hugo Falk, die dann aber nicht genutzt wurde. Im Judentum wird eigentlich chronologisch in Einzelgräbern bestattet. Auf dem Willesden-Friedhof gab es aber die Möglichkeit, Familiengrabstätten zu erwerben, so dass noch heute gelegentlich dort Bestattungen stattfinden, obwohl der Friedhof eigentlich seit 1945 geschlossen ist.

Verwandte Beiträge