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Judentum

Wie gelingt eine plurale Gesellschaft?

Wie gelingt eine plurale Gesellschaft?

Karin Schnebel, Politikwissenschaftler und Autorin aus München, referierte in der ehemaligen Synagoge Hochberg. Sie ging der Frage nach, wie angesichts der weltweiten Erosion demokratischer Staaten in Deutschland eine plurale Gesellschaft erhalten werden kann: „Pluralismus muss ausgehalten werden“, war ihr Votum. Das bedeute, dass signifikante gesellschaftliche demokratische Strömungen auch Platz im gesellschaftlichen Diskussionsraum erhalten müssten, ob einem deren Position gefalle oder nicht. Wenn dies nicht geschehe und diese Gruppen sich aus der gesellschaftlichen Debatte ausgegrenzt fühlten, führe dies zu einer Radikalisierung und damit zu einer Zunahme extremistischer Bewegungen. Dies sei infolge der Flüchtlingskrise bei der AfD und durch die Pandemie bei den Querdenkern zu beobachten. Das eine sei aber den Diskursraum zu erhalten, das andere die Demokratie gegen eindeutige Gegner zu verteidigen. Schnebel sieht eine Gefährdung der Demokratie durch rechtsextreme, linksextreme und islamistische Gruppen. Gerade linksextreme und islamische radikale Gruppen bildeten derzeit im Zusammenhang mit israelbezogenem Antisemitismus eine gefährliche Allianz. Schnebel verlangte von starken Demokratien in einer zunehmend autoritäreren Welt, demokratische Haltungen aktiv einzufordern. Dies gelte gerade auch für Menschen, die aus traditionell geprägten Kulturkreisen zu uns kämen. Die frühere Erwartung, dass sich eine Integration automatisch aus der Toleranz der Kulturen ergebe, sei nicht eingetreten. Hier spiele das Internet eine große Rolle, denn es biete die Möglichkeit, sich in einer eigenen kulturellen Blase mit abgeschottetem Diskursraum zu bewegen.

In der Diskussion wurde deutlich, dass eine schwierige Gradwanderung bevorsteht: Es ist nötig, klar zu definieren, was in einer pluralen Gesellschaft nicht mehr tolerabel ist, nämlich intolerante und zu Gewalt neigende Positionen und Gruppen. Andererseits dürfe dies nicht zu einer allgemeinen Abgrenzungsstimmung führen, die wiederum zu einer Verengung des gesellschaftlichen Diskussionsraumes führe. Wenn man Pluralität verteidigen müsse, dann müssten auch die demokratischen Gruppierungen zusammenhalten und die übliche „Links-Rechts-Kluft“ überwunden werden. Gemeinsame öffentliche Zeichen seien hier ein sehr guter Ansatz. Schnebel berichtete davon, dass dies in München leider nicht immer klappe.

Fotos: Karin Schnebel vor dem Bild „Zusammenspiel“ in der ehemaligen Synagoge Hochberg

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