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Judentum

Der Vorsänger Emanuel Davidsohn

Ludwigsburger Zeitung vom 12. Juni 1841.

Der Vorsänger Emanuel Davidsohn

Die jüdische Gemeinde in Hochberg hatte im 18./19 Jahrhundert nie einen eigenen Rabbiner, sondern unterstand wechselnd dem Rabbiner in Freudental oder Stuttgart. Die höchste religiöse Autorität vor Ort war der Vorsänger der Gemeinde, der meist auch gleichzeitig der Religionslehrer und Schächter der Gemeinde war.  Die dienstlängsten Vorsänger im 19. Jahrhundert in Hochberg waren: Emanuel Davidsohn (1810-1833), David Weil (1833-1847) und David Meinhardt (1847-1871).
Über Emanuel Davidsohn hat Gertrud Bolay in ihrem Buch über den „Jüdischen Alltag in Hochberg“ (2001) schon einiges zusammengetragen (S. 340f.): 1810 war der 1774 im bayerischen Schwabach geborene Davidsohn zum Vorsänger „auf Lebenszeit“ bestellt worden. Doch das württembergische Israelitengesetz von 1828 machte dem einen Strich durch die Rechnung: Demnach konnte nur noch jemand das Amt des Vorsängers ausüben, der am jüdischen Lehrerseminar in Esslingen die staatliche Prüfung bestanden hatte. Davidsohn bemühte sich mit 59 Lebens- und 23 Dienstjahren um das Zertifikat, bestand die Prüfung aber nicht. Er musste 1833 als Vorsänger entlassen werden und hatte keinen Anspruch auf ein Ruhegehalt.

Die jüdische Gemeinde beschäftigte ihn weiter als Schächter und Vorbeter für ein geringeres Gehalt und sicherte so seine Existenz und die seiner Familie auf niedrigem Niveau ab. Bekannt war bisher, dass Davidsohn sich 1846 und 1854 bei der israelitischen Oberkirchenbehörde um finanzielle Unterstützung bemühte. Er erhielt schließlich eine jährliche Pension von 80 Gulden bis zu seinem Tod 1861.
Christa Lieb aus Ludwigsburg hat bei ihrer Aufarbeitung der Ludwigsburger Zeitungen des 19. Jahrhunderts jetzt einen erhellenden Fund gemacht, der die finanziellen Probleme des ehemaligen Vorsängers erklärt: Am 11. Mai 1841 war das Wohnhaus der Familie Davidsohn abgebrannt. In der Ludwigsburger Zeitung vom 11. Juni 1841 bedankt sich die Familie bei namentlich genannten und durch Abkürzungen anonymisierten Ludwigsburger Juden für die finanzielle Unterstützung nach dem Brand. Insgesamt sind fast 30 Gulden zusammengekommen (fl. = Abkürzung für Gulden, 1 Gulden = 60 Kreuzer (kr.)). Das war kein riesiger Betrag und half der Familie mit sechs Kindern nur kurzfristig durchzukommen. Anzunehmen ist natürlich, dass Davidsohn auch von den Hochberger Juden unterstützt wurde. Erst die Pensionsregelung ab 1854 sicherte Davidsohn dann aber einigermaßen ab. Das Ehepaar Emmanuel und Sara Davidsohn hatte sechs Töchter, von denen fünf nach Amerika auswanderten. Auch das ein Hinweis auf die eher prekäre finanzielle Situation der Familie.

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