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Judentum

Afuk: Eine Chinesin 1862 in Neckarrems

Afuk: Eine Chinesin 1862 in Neckarrems

Dem Heilbronner Pfarrer Christoph Hildebrandt-Ayasse verdanken wir den Hinweis auf die Geschichte „Afuk, die getaufte Chinesin in Deutschland“ in „Der kleine Missionsfreund“ aus dem Jahr 1862 (8. Jahrgang, Nr. 4, S.51-62). Im „kleinen Missionsfreund“ erschienen Geschichten für Kinder, die in der „Sonntagsschule“ gelesen wurden. Nach heutigem Verständnis waren diese Geschichten nicht frei von kolonialem und rassistischem Denken. Hier soll es nur um die lokalen Bezüge zu Remseck gehen. In der Geschichte beschreibt Rudolf Krone (1823-1863), Missionar der Rheinischen Missionsgesellschaft Barmen in Südchina, wie er 1860 das chinesische Mädchen Afuk, das in die Haussklaverei verkauft worden war, für 26 Thaler loskauft und als Kindermädchen in seine Missionarsfamilie aufnimmt. Als seine Frau, eine schwäbische Pfarrerstochter, schwer erkrankt und eine Erholung in Deutschland benötigt, beschließt die Familie, Afuk mitzunehmen. In der Geschichte erfährt man den Ort des Geschehens nur in Andeutungen: Während der Überfahrt nach Deutschland war Afuk „nur ein paar Tage seekrank und kam gesund und stark hier an“. Man fuhr „den Rhein herauf“ und „Afuk blieb bei uns und zog mit uns in ein Haus auf einen Berg, wo wir fast ganz allein wohnen.“ Ursprünglich war es „eine schwere Sache“, Afuk „zu unterrichten“. „Ihr Kopf schien wie vernagelt“. „Das Wort Gottes machte auch gar keinen Eindruck auf Sie“. Doch ein Ereignis „im Haus auf dem Berg“ änderte alles und macht auch klar, warum der Ort des Geschehens in der Geschichte nicht genannt wird: Der Hausverwalter bedient sich an den Weinvorräten des Besitzers, was von Afuk beobachtet und gemeldet wird. Krone schreibt: „Jetzt durfte ich auch nicht länger zögern, Afuk zu taufen. Es war doch mit ihr anders geworden.“ Hinweise aus einer lange nach Krones Tod verfassten Biographie des Missionars und aus Briefen der Familie weisen auf Schloss Hochberg oder Schloss Remseck als Aufenthaltsort. Die Familie Krone war sowohl mit dem Hochberger Pfarrer Wurster als auch mit dem Neckarremser Pfarrer Kurz eng verbunden. Ein Blick ins Taufregister der Michael-Sebastianskirche in Neckarrems hat nun Klarheit gebracht. Dort heißt es: „Am 5. März 1862 wurde eine Chinesin von etwa 22–24 Jahren getauft, welche bei dem seit etwa 1½ Jahren auf dem Schloß Remseck wohnenden rheinischen Missionar Krone sich aufhielt. Der Gottesdienst (von ½ 2 Uhr an) begann mit einem Missionsvortrag von Herrn Krone, in welchem derselbe unter Zugrundlegung von 1. Mose 32,30 eine kurze Lebensgeschichte des Täuflings mittheilte. Darauf folgte die Taufhandlung; der Akt selbst war in chinesischer Sprache, weil der Täufling nicht gut Deutsch versteht u. spricht. Nachdem das chinesisch Gesprochene dem wesentlichen Inhalt nach von Herrn Krone deutsch gegeben war, wurden die Taufzeugen Hr. Kaufmann Chevalier von Stuttgart, Pfarrer Kurz von hier, Frau Pfarrer Voelter von Geradstetten zur Fürbitte pp aufgefordert. Nach der Taufhandlung hielt der Decan Bühren von Waiblingen einen Vortrag über Jes. 49,11–13 (Sinin = China) und schloss die erhebende Feier mit Gebet.“ Nach Krone war Afuk die zweite Chinesin, die von Missionaren nach Deutschland gebracht und getauft wurde.

Foto: Titelblatt „Der kleine Missionsfreund“, Archiv der Rheinischen Missionsgesellschaft

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