Grab Sophie Neumanns in London gefunden
In allen Veröffentlichungen wird darauf hingewiesen, dass Adolf Falk der letzte Jude Hochbergs gewesen sei, der 1939 nach London zu seinem Sohn entkommen konnte. Adolf Falk wurde 1858 in Hochberg geboren und verbrachte 80 Jahre in Hochberg. Ganz richtig ist die „Letzter Jude“-Aussage aber nicht, denn als 1925 seine Frau Karoline Falk starb, engagierte sich Adolf Falk eine jüdische Haushälterin: Sophie Neumann lebte von ca. 1925 bis 1939 im Falkschen Haushalt in der Hauptstr. 18 und emigrierte mit ihm nach London. Am 31. Juli 1939 schrieb Sophie Neumann von London aus an eine ehemalige Hochberger Nachbarin: „Wir sind gut hier angekommen und haben uns schon eingelebt. Das Schwerste ist die Sprache + muss man eben die Finger zu Hilfe nehmen. H. Falk ist viel unterwegs + da er nicht ortskundig, muss ich ihn viel begleiten, es fehlt da die Hochberger Staffel.“
Über Sophie Neumann wusste man bisher nur, dass sie auch jüdischen Glaubens war. Nun konnte auf dem Willesden-Friedhof in London, auf dem Adolf Falk 1943 bestattet wurde, das Grab einer Sophie Neumann gefunden werden. Die Grabinschrift ist ganz ähnlich aufgebaut wie die von Adolf Falk. Vieles spricht daher dafür, dass es sich um die ehemalige Haushälterin von Adolf Falk und damit die letzte Hochberger Jüdin handelt: Man kann entziffern, dass Sophie Neumann am 2. Oktober 1957 76jährig gestorben ist. Sie wird von ihren Kindern und Enkeln betrauert. Das Geburtsjahr lässt sich somit auf 1881 errechnen. Sophie Neumann war daher ungefähr 44 Jahre alt, als sie Haushälterin bei Adolf Falk wurde. Vermutlich war sie 1925 verwitwet. So lässt sich die aufgeführte Trauer der Kinder und Enkel erklären. Dann war Neumann nicht ihr Geburtsname. Woher sie stammt und vor 1925 lebte, wissen wir bisher noch nicht. Dass Sophie Neumann 1939 mit Adolf Falk Deutschland verlassen und noch Großbritannien emigrieren konnte, war sicherlich nur mit einer Bürgschaft der Londoner Familie Falk möglich. Nach 1943, dem Todesjahr Adolf Falks, mag die Familie Sophie Neumann weiterbeschäftigt haben.
Der hebräische Eingangssatz der Grabinschrift konnte noch nicht vollständig entziffert werden. Er endet mit den Worten „Tochter Israels“.